Therapieziele

Die Leitlinie nennt als Therapieziele:

a) Die Verbesserung der Erkrankung um einen Schweregrad nach der Klassifikation von Hurley und/oder

b) die Besserung des Sartorius-Scores* oder des DLQI innerhalb von 12 Wochen um 25%.

 

*Der Sartorius-Score ist recht aufwändig zu erheben und für den Praxisalltag daher eher weniger geeignet.

Die Behandlung der Hidradenitis suppurativa / Acne inversa ist oft enttäuschend, und hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Lebensqualität des Patienten. Verglichen mit anderen dermatologischen Erkrankungen ist die Hidradenitis suppurativa / Acne inversa eine der belastendsten und am stärksten die Lebensqualität senkende Erkrankung überhaupt.

Neben der operativen Therapie existiert inzwischen ein zugelassenes Medikament sowie eine zugelassene physikalische Therapie für Hidradenitis suppurativa / Acne inversa.

Behandlungoptionen

Erste, schnelle Versorgung in akuten Fällen:*

Patienten mit Akne inversa sollten idealerweise an einen Spezialisten für Acne inversa/ hidradenitis suppurativa weitergeleitet werden.

In der Praxis hat sich folgendes Vorgehen bewährt:*

Symptome Schnelle Intervention
Einzelner isolierter Abszess ohne ausgedehnte umgebende Entzündung Inzision, Spülung, Wundversorgung
Einzelner Abszess mit ausgeprägter Umgebungsentzündung oder diffusen entzündlichen Pusteln in der Umgebung Doxycyclin, 100 mg 2 Mal täglich für 2 Wochen, ggf. dann Inzision
Diffuse z.T. tiefreichende Entzündung ohne klar abgrenzbaren Knoten oder Abszess Doxycyclin

Jeder Patient mit chronisch rezidiven Abzessen/ Akne inversa sollte bei einem Facharzt angebunden sein, der den Patienten leitlinien- und stadiengerecht versorgen kann.

Operative Behandlungsoptionen gemäß Leitlinie:

  • Die komplette operative Exzision der erkrankten Areale wird empfohlen
  • Die totale Exzision der einzelnen Knoten und Abzesse bei Hurley-Grad I-II wird empfohlen
  • Die radikale Exzision der betroffenen Areale im reizfrei erscheinenden Fettgewebe teils bis epifaszial und wenn erforderlich auch tiefer bei Hurley-Grad II-III wird empfohlen.
  • Eine sekundäre Wundheilung mit gegenbenfalls Spalthauttransplantation nach Wundgranulation bei Hurley-Grad II-III wird empfohlen.
  • Ein primärer Wundverschluss nach radikaler Exzision bei Hurley-Grad II-III wird nicht empfohlen.

Zugelassene medikamentöse und physikalische Behandlungsoptionen:

Zum Zeitpunkt der Erstellung der inzwischen abgelaufenen Leitlinie war kein Medikament und keine physiklische Behandlung zugelassen.

Die in der Leitlinie empfohlene Behandlung mit subkutanem (systemischem) Adalimumab ist inzwischen zugelassen.

Die in der Leitlinie noch nicht bewertete physikalische Behandlung mit der lAight-Therapie ist seit Anfang 2017 zugelassen.

NICHT zugelassen/ NICHT empfohlen laut Leitlinie:

  • Orale (systemische) Isotretinoin-Therapie
  • Subkutane (systemische) Behandlung mit Etanercept
  • Photodynamische Therapie.

Empfehlungen der Leitlinie

Nach zwei retrospektiven Analysen der Behandlungsmethoden der Hidradenitis suppurativa / Acne inversa können die folgenden Therapien empfohlen werden:

  • Radikale chirurgische Exzision des befallenen Gewebes,
  • chirurgische Exzision einzelner Läsionen,
  • ablative Laser-Exzision,
  • orale (systemische) Kombination von Clindamycin und Rifampicin,
  • subkutanes (systemisches) Adalimumab,
  • orale (systemische) Hormontherapie mit Ethinylestradiol/ Cyproteronacetat,
  • topische Therapie mit 1%iger Clindamycin-Lösung,
  • orale (systemische) BehandlungmitTetracyclin.

Darüber hinaus können folgende Therapien erwogen werden:

  • Kryochirurgie,
  • topische Resorcinol-Therapie,
  • orale (systemische) Behandlung mit Dapson,
  • orale (systemische) Behandlung mit Finasterid,
  • orale (systemische) Therapie mit Zinkgluconat,
  • orale (systemische) Behandlung mit Acitretin.

*) Einordnung/ Disclaimer

Dieser kurze Überblick soll nicht die ausführlichen Hinweise zur Behandlung aus der Leitlinie oder die neusten Studien ersetzen.

Es geht vielmehr darum, Behandlern, einen ersten Überblick über die Behandlungsoptionen zu verschaffen, damit diese ihren Patienten eine Perspektive aufzeigen können sowie bei akutem Handlungsbedarf erste Versorgungsmaßnahmen einleiten können.